Wenn neue Derbyhelden geboren werden...
Zweimal im Jahr ruft es. Einmal davon an die Schwere-Reiter-Straße 13. Und wenn sich Teutonen und Gerner wie an diesem Sonntag zur Neuhauser Urschlacht an der Oberwiesenfeld-Kampfbahn treffen, dann brennt der Rasen, dann brüllt der Viktor und dann ist auch mal der Alen da.
Und wenn ein Derby - so wie diesen Sonntag - auch noch auf dem Platz acht gelbe und eine Rote Karte bereithält und die Teutonen die Gerner mit 3:1 wieder auf ihren Kunstrasen schicken, dann weiß man, dass die erste Herrenmannschaft der Schwarz-Gelben zur Zeit so formstark und giftig ist wie die letzten 12 Monate nicht. Und dass die kommende Arbeitswoche eigentlich nur noch geil werden kann.
Personell konnten die Teutonen an diesem Spieltag seit langem mal wieder aus den Vollen schöpfen und in Bestbesetzung auflaufen. Auch die Kunstrasenverleger ließen sich nicht lumpen und verstärkten ihr Team mit der Offensivreihe aus ihrer Kreisligatruppe und so entwickelte sich von Anfang an ein offener Schlagabtausch, bei dem keiner den Zweikampf scheute und ab der ersten Minute Derbystimmung aufkam.
Die ersten Halbchance können dann allerdings die Gerner verzeichnen, die durch Standartsituationen brandgefährlich sind, ansonsten aber ein ums andere Mal an der Innenverteidigung aus Alen Hodzic (geschlagen aus austria-bosnischem Eisenerz) und Niki Baur (1,80m-Beine, genormt und gehärtet in der Stabilofabrik Strazicky) scheitern.
Die Teutonen halten allerdings ohne größere Probleme dagegen, und so war es wie in der Vorwoche die Teenie-Offensive aus Heinemann, Grob und Bierig, die für die erste Großchance der Partie sorgte. Konter über Grob (heute besonders motiviert dank der Lieblingsband seiner Urgroßeltern – noch vorm Krieg – AC/DC), der steckt durch auf Bierig, der lässt dem Gerner Goalie keine Chance und trifft trocken zum 1:0 (13.). Möglich geworden war dieses Tor natürlich nur durch den vierten Jungspund in der Offensive, den schönen Studentenstürmer Sandro Henner, der durch gekonntes Stehenbleiben mitten im Konter dieses Tor durch allgemeine Verwirrung möglich machte. Hoffentlich kommt der Neueinkauf aus Hof weiterhin so oft zum Training und hält die herausragende konditionelle Form.
Doch die Weis-Blauen-Fussballfreunde-Philip-Lahm schlagen zurück. 1:1 nach gut getretenem Freistoß und Kopfballverlängerung ins lange Eck (20. , Sevis). In solchen Situationen braucht es erfahrene Spieler, die das Heft in die Hand nehmen und die Jungen in Zaum halten. Und die hat der FCT seit drei Spieltagen. Die beste Doppelsechs seit Pirlo und Gattuso anno 2006, Zrenner und Möller, ordnen das Spiel und Kapitän Müller treibt das Team nach vorne. Und so ist es, wie so oft in diesem Jahr, Jan Grob der den Gernern die promte Antwort gibt und mit dem 2:1 zum Halbzeitstand trifft.
In der zweiten Halbzeit rennen die Gerner verzweifelt auf das Tor der Teutonen, doch heute wird es bis zum Ende kein Durchkommen mehr geben. Vielmehr besticht das Spiel nun durch Derbyhitze und den Schiedsrichter.
So bietet der heute einäugige Torwart der Teutonen, Lukas „Quasimodo“ Katzmair, dem gegnerischen Stürmer freundlich eine Prostatamassage unter der Dusche an, was dieser wiederum dankend mit einem Ellenbogenschlag im nächsten Luftkampf der beiden Turteltauben ablehnt.
Legendär wird auch die neue Regelauslegung des Schiedsrichters bleiben, nach der Henner mit der bis dato noch nie dagewesenen Kartenkonstelation aus Gelb-Gelb-Rot das Feld verlassen muss. Der Schiedsrichter, Picasso der abstrakten Kartengebung, hatte verschiedene Fouls der letzten Minuten gekonnt im Kopf addiert, dividiert und anschließend vielleicht auch nochmal Multipliziert und war dann zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Einführung der Gelb-Gelb-Roten Karte gegen den Publikumsliebling der Teutonen eine logische Entscheidung auf ein taktisches Foul wäre.
Am Spielverlauf änderte der Platzverweis wenig, die einzige Großchance konnte Katzmair parieren, ansonsten stand die in der zweiten Hälfte durch Macias und „South-tirol-sexiest-man-alive“ Haller verstärkte Abwehr bombensicher. Der dritte Einwechselspieler Domi Jakob entschied die Partie dann in der 90. Minute, als er eine butterweiche Flanke von Dankesreiter im Nachschuss zum 3:1 Endstand verwertete.
Mike Dankesreiter muss an dieser Stelle besonders hervorgehoben werden. Nachdem im Sommer anscheinend seine beiden chronischen Skischuhe operativ entfernt wurden und er die gesamten Semesterferien im Jordi-Alba-Feriencamp verbracht hat, haben die Teutonen den besten Linksverteidiger der Liga und neuen Lieblingsspieler des Autors dieser Zeilen.
Die Teutonen jagen die Kunstrasenverleger wieder auf die andere Seite der Landshuter Allee und können sich nun ein halbes Jahr lang Derbysieger nennen. Zwei Spiele stehen in der Hinrunde noch an. Nach solchen Wochenenden ist wieder alles möglich.